«Habt keine Angst! Nur so kommt man weiter»
Die 17-jährige Anike Richter hat vor ein paar Wochen als erste Juniorin in der Geschichte der FCW-Frauenabteilung zum 1. Aktiv-Team gewechselt. Sie ist somit unsere erste «selbst ausgebildete» Nachwuchsspielerin. Für diesen historischen Moment haben wir uns auf dem Idaplatz zum Gespräch getroffen.
Bist du nervös?
Anike (lacht): Nein, nicht nervös!
Wann und wie bist du zum Fussball gekommen?
Anike: Ich habe viele Sportarten ausprobiert – Leichtathletik, Rhönrad, Geräteturnen. Eine Freundin von mir hat dann gesagt, sie wolle jetzt mal im Verein Fussball spielen. Da es die Juniorinnen beim FC Wiedikon noch nicht gab, fingen wir bei Blue Stars an.
Und wie bist du dann zum FCW gekommen?
Anike: Wenige Monate darauf, im Jahr 2019, entstand das erste Juniorinnenteam in Wiedikon. Da haben wir kurz darauf gewechselt.
Wie alt warst du da?
Anike: Ich schätze so 11-jährig. Ich habe dann im D, C und B gespielt.
Du hast den ganzen Aufbau der Juniorinnenabteilung hautnah miterlebt. Wie war das?
Anike: Ich glaube, vieles ist sehr gut gelaufen. Ich denke aber, als Spielerin merkt man nicht immer, was im Hintergrund alles passiert. Unsere Trainerinnen haben sich für vieles eingesetzt. Lange haben wir nicht im Heuried trainiert. Wir waren beim Schulhaus Friesenberg und beim Döltschi. Eine Zeit lang war auch nicht klar, ob und wie es mit den Juniorinnen weitergeht und ob weitere Teams dazukommen.
Gab es Trainer*innen, die dich besonders geprägt haben?
Anike: Ja. Ich fand alle gut. Aber von Loredana konnte ich besonders viel mitnehmen. Sie hat einen guten Sinn fürs Team und hatte alle Spielerinnen im Blick. Sie hat sich sehr für uns und die ganze Juniorinnenabteilung eingesetzt. Wir haben gemerkt: Sie ist mit Herzblut dabei.
Hattest du aus deinem Umfeld sonst Unterstützung, als du Fussball spielen wolltest?
Anike: Nicht besonders. Ich komme nicht aus einer Fussballfamilie. Aber meine Eltern haben mich sofort angemeldet, als ich spielen wollte. Sie unterstützen mich allgemein.
Was bedeutet der Fussball und der FCW für dich und dein Leben?
Anike: Für mich ist es ein sehr wichtiger Ausgleich. Ich mache noch viele andere Dinge und freue mich immer über das Spiel und das Team. Ich habe das Gefühl, man kann mit fast allen Fussball spielen, auch wenn man neben den Platz ganz andere Meinungen vertritt.
Gab es einen Moment, in dem du beim Fussball gemerkt hast: «Hey, ich habe Talent»?
Anike (lacht): Nein. Aber ich weiss auch nicht, ob ich wirklich Talent habe. Ich glaube, wenn man Spass dran hat und gerne dabeibleibt, dann können alle Fussball spielen beziehungsweise es lernen.
Hast du dir schon einmal überlegt, selbst Trainerin oder Funktionärin zu werden?
Anike: Ja. Ich habe auch die Schiedsrichterinnen-Ausbildung gemacht. Aber nach ein paar Mal pfeifen musste ich feststellen, dass es zu viel ist. Neben dem Fussball gehe ich noch in einen Selbstverteidigungskurse im feministischen Streikhaus, gebe Nachhilfe und unterrichte Deutschunterricht bei der Autonomen Schule Zürich. Und in die Schule muss ich auch noch, ich mache erst nächstes Jahr die Matura.
Das ist viel Ehrenamt! Weshalb Selbstverteidigung?
Anike: Es ist mir wichtig zu wissen, dass ich mich wehren kann.
Du spielst jetzt im Team 1. Hast du konkrete Wünsche und Erwartungen an die Spielerinnen?
Anike: Nein, nicht konkret. Ich hoffe, sie sind weiterhin alle offen, mich kennenzulernen. Ich habe schon in den bisherigen Trainings gemerkt, dass ich sehr profitieren kann. Es ist spürbar, dass die Spielerinnen mehr Erfahrung haben als ich. Und auch körperlich sind sie teilweise überlegen.
Gibt es noch etwas, dass du Juniorinnen, die diesen Schritt zu den Aktiven zukünftig machen werden, mit auf den Weg geben möchtest?
Anike: Habt keine Angst! Nur so kommt man weiter.
Interview: Meret Böhni