Bei sengender Hitze siegten die Juniorinnen Ca am Samstag auch gegen Birmensdorf mit 2:1. Damit geht die Erfolgsgeschichte weiter. Das Heimspiel ist aber auch aus einem anderen Grund aussergewöhnlich: Es war das letzte gemeinsame der beiden Trainerinnen Loredana Baratti und Selina Ahlidjah.
Selina, Loredana. Im März 2021 hattet ihr das allererste Juniorinnen-Team des FC Wiedikon überhaupt in einem Testspiel gegen Albisrieden betreut. Jetzt das letzte Heimspiel als Duo an der Seitenlinie. Wehmütig?
Selina: Natürlich sind wir ein Bisschen wehmütig. Wir haben in den letzten Jahren gelernt miteinander zu harmonieren und gute Routinen entwickelt. Wir haben von Anfang an gut als Duo funktioniert und uns super ergänzt. Wir freuen uns aber auch auf alles Neue, das kommt.
Loredana: Ganz ein Abschied wird es nicht. Selina wird weiterhin das Ca trainieren und ich weiterhin bei den Juniorinnen tätig bleiben. Man wird uns sicherlich weiterhin genug oft antreffen, da wir beide weiterhin bei den Frauen spielen werden und uns auch abseits vom Fussballplatz sehen.“
Viele der aktuellen Spielerinnen habt ihr mit Unterbrüchen seit mehr als 3 Jahren in der Entwicklung begleitet. Was ist es für ein Gefühl, sie jetzt abzugeben?
Selina: Es ist schade sie abgeben zu müssen, da wir in den letzten Jahren viel von ihrer fussballerischen aber auch persönlichen Entwicklung miterlebt haben. Sie sind uns natürlich auch ans Herz gewachsen. Jedoch sind wir uns einig, dass es an der Zeit ist, dass die Spielerinnen neue Trainer*innen kennenlernen. Wir wissen, dass sie weiterhin in guten Händen sind und sowohl charakterlich wie auch fussballerisch sehr von diesen, profitieren können.
Wer Eure Spiele diese Saison verfolgt hat, stellte fest: Da hat sich viel entwickelt. Auf und neben dem Platz. Was sich auch in der Rangliste widerspiegelt. Was macht es aus, dass sich ein Team bilden kann, was fördert die Reife spielerisch?
Loredana: Wir glauben, das Team konnte sich diese Saison gut weiterentwickeln, da wir ihnen viel Verantwortung aber auch Freiraum gelassen haben. Die meisten spielen auch schon sehr lange miteinander, was man auf und neben dem Platz auch merkt. Natürlich führt das auch zu Reibereien, was auch völlig okay ist. Wir haben jedoch immer viel Wert daraufgelegt, dass alle ehrlich und respektvoll miteinander umgehen.
Selina: Spielerisch haben sich die Mädchen auch vor allem durch ihren starken Willen weiterentwickelt. Die Trainingspräsenz war extrem hoch und viele von ihnen haben auch in der Freizeit viel trainiert. Das hat sich bezahlt gemacht.“
Was glaubt ihr ist der Unterschied, eine Mädchen- oder eine Jungen-Team zu trainieren? Oder gibt es diesen gar nicht?
Loredana: Puhh… das ist für uns schwierig zu beurteilten, da wir nie ein Jungen-Team trainiert haben. In den Ferien haben wir nun bereits zwei Mal mit dem C2 von Eric trainiert. Dies war eine spannende Erfahrung sowohl für die Spieler*innen wie auch für uns Trainer*innen. Wir glauben, dass wir mit solchen Erfahrungen die Akzeptanz für das andere Geschlecht auf dem Patz fördern können, was uns wichtig ist.“
Juniorinnen lernen und entwickeln sich in so einer langen Phase. Mussten auch die Trainerinnen in dieser Zeit etwas lernen?
Selina: „Ja sehr viel! Wir mussten in den letzten Jahren vor allem lernen, uns besser zu organisieren und auch unsere Trainings zu strukturieren. Wir in der Juniorinnenabteilung sind allgemein immer noch in der Findungsphase und stetig am dazu lernen.
Loredana: Momentan probieren wir herauszufinden, wie wir Prozesse vereinfachen können, um dadurch den Trainer*innen zusätzliche Arbeit abnehmen zu können. Da sind wir auch sehr froh, haben wir eine erfahrene Juniorenabteilung, die uns mit Rat und Tat zur Seite steht.“
Ihr beide gehört zur Gründerinnen-Generation der Frauenfussball-Bewegung beim FC Wiedikon. Seit beide Mitglieder der 1. Mannschaft, trainiert Juniorinnen und erledigt die Arbeit hinter den Kulissen. Das ist ein gehöriger Aufwand …
Selina: Ja, der Aufwand ist momentan enorm. Jedoch geben die Mädchen einem sehr viel zurück und sind sehr dankbar für unsere Arbeit. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass auch die Mädchen in Wiedikon eine Möglichkeit zum Fussballspielen haben. Auch dass die Spielerinnen mittlerweile weibliche Vorbilder (als Trainerinnen und Spielerinnen) haben, ist schön. Diese Sachen treiben uns an. Es ist uns aber auch bewusst, dass dieser Aufwand langfristig nicht machbar ist, weshalb wir immer um Unterstützung froh sind.“
Wie ist die Aufmerksamkeit bei den Juniorinnen – nehmen Sie zum Beispiel Frauen-Champions League-Finale oder den Zuschlag der Frauen-EM 2025 in der Schweiz war?
Loredana: Die Aufmerksamkeit bei den Juniorinnen ist viel grösser als noch vor 10 Jahren. Das ist sehr schön mitzuerleben. Die meisten freuen sich bereits sehr auf die kommende WM und natürlich auch auf die Heim EM im 2025. Sie verfolgen mittlerweile auch fleissig Spielerinnen beim FCZ, GCZ und im Ausland. Vor kurzem hat zum Beispiel Meriam Terchoun ein Video von uns auf Instagram geteilt. Das war für unsere Spielerinnen ein Riesen Highlight!“
Interview: Oli Kraaz