«Wir wollen unserem Weg treu bleiben»

Am Samstag startet die 1. Mannschaft auswärts gegen Blue Stars in die neue 2. Liga-Saison. Stiller Schaffer im Hintergrund ist seit Jahren Röbi Stadelmann als Leiter Aktive. Im Interview lässt er etwas hinter Kulissen blicken.

Röbi Stadelmann, die Saison beginnt, das Kader steht. Wie muss man sich im Amateurfussball die Transferzeit vorstellen? Bei den Millionen-Profis scheint dies einfach eine Phase des Wahnsinns zu sein …

Röbi (schmunzelt): Es gibt sicher auch im Amateurfussball Vereine, bei denen Geld im Spiel ist, natürlich in anderen Dimensionen als bei den Profis, das ist klar. Beim FC Wiedikon ist die Philosophie jedoch seit Jahren die gleiche: Bei uns erhält kein Spieler einen Lohn, dafür ein familiäres Umfeld mit realistischen sportlichen Ambitionen. Das wissen aber auch die Spieler in der Fussballszene.

Wie kommen denn neue Spieler zur 1. Mannschaft?
Das ergibt sich meist aus den persönlichen Kontakten des Trainers oder von Spielern, die bereits das Dress des FC Wiedikon tragen. Sie wissen, wie wir als Verein ticken. Kontakte bahnen sich dann meistens während der Meisterschaft an, wenn gegnerische Spieler merken: Es stimmt bei meinem aktuellen Verein nicht mehr für mich. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Beruflich oder private, zum Beispiel auch ein Wohnortwechsel. Vor der Rückrunde oder vor Meisterschaftsbeginn wird es dann konkret.

In der Vorbereitung auf diese Saison spielten auch immer wieder A-Junioren mit. Bewusst oder als Lückenbüsser?
Das ist Teil des Konzepts. Wenn immer möglich soll die Wiediker DNA bereits im Spieler sein. Deshalb ziehen wir Junioren nach oder lassen sie zumindest 2.-Liga-Luft schnuppern. Mit den langjährigen und aktuellen Junioren-Erfolgen haben wir eine gute Basis, um diesem Weg treu zu bleiben.

Kann bei Misserfolgen die enge persönliche Beziehung nicht auch schwierig sein?
Ja, auf jeden Fall. Vor über zehn Jahren hatte ein erfolgreicher A-Junioren-Trainer die 1. Mannschaft übernommen. Das klappte anfangs gut, nutzte sich dann aber ab und wir spürten, dass auf Dauer dies für alle keine befriedigende Lösung sein kann. So lag es an mir, das Gespräch für die Trennung zu suchen. Das ist mir schwergefallen, weil wir uns nahestanden. Ich bin extrem froh, dass wir ihn heute noch bei uns im Verein haben, übrigens sehr erfolgreich wieder im Juniorenbereich

Was wäre für den FC Wiedikon mit der aktuellen Infrastruktur im regionalen Spitzenfussball möglich?
Sportlich sind wir gut aufgestellt, wer weiss? Die andere Frage ist: Was würde der Aufstieg in die 2. Liga Interregional für den FC Wiedikon bedeuten? Würde er seine Philosophie mit den eigenen Junioren weiterverfolgen können? Könnten wir mit unseren beschränkten Trainingsmöglichkeiten da mithalten? Auch finanziell würde es natürlich teurer werden. Das sind sensible Punkte, die dann immer den ganzen Verein betreffen. Aber einen sportlichen Aufstieg würden wir sicher mal annehmen.

Interview: Oliver Kraaz

Mutationen in der 1. Mannschaft

Abgänge:

  • Vinncenth Okorie, Unterstrass, 2. Liga Interregio
  • Noel Baumann, Rapperswil-Jona, 2. Liga Interregio
  • Eldin Omerovic, Dübendorf, 2. Liga Interregio
  • Liban Ali Mahamud, 2. Mannschaft
  • Ali Sipar, Regensdorf, 2. Liga
  • Kevin Günter, Rücktritt

Zuzüge:

  • Alan Righetti, Bozen (Italien)
  • Vasco Manente, FC Red Star
  • Yannis Barrow, FCW Junior